„Jeder, der mit Lydia Zborschil musikalisch zusammengearbeitet hat, wird sie sehr gern weiter empfehlen. Und wenn die Vertreter der Hörerschaft in der schreibenden Zunft dabei Unterstützung leisten, sei dies nur willkommen.

So ist das, was die Mainpost im November 2011 bemerkt - In hervorragender stimmlicher Verfassung zeigte sich die Sopranistin Lydia Zborschil - keine Eintagsfliege. Eine andere als hervorragende stimmliche Verfassung kommt aller Erfahrung nach gar nicht vor.

Das Verdi-Requiem ist ein Vorzeigestück für Stimmkunst. Viele Chorleitende im Bereich Kirchenmusik sind da etwas orientierungslos, weil ihre üblichen Bachsänger(innen) da nicht so ganz passen. David Dehn nahm seine Zuflucht zu Lydia Zborschil und die Heilbronner Stimme dankte es ihm im November 2011 folgendermaßen:
Allein schon die Betrachtung dieses Werks durch die Sopranistin Lydia Zborschil, die Stiftskantorei Öhringen, den Kantatenchor Möckmühl und die Süddeutschen Kammersolisten in Orchesterbesetzung würde genügen, um die grandiose und mit lang anhaltendem Applaus ausgezeichnete Wiedergabe zu beschreiben..... Verdi ließ sich bei den Solopartien von Opernstimmen inspirieren, was die Anforderungen erahnen lässt. Lydia Zborschil unterstrich dies eben im "Libera me" durch ihre dramatische Wiedergabe. Zittern und Furcht vor den Tagen des Zorns, der Klage, des Unheils und des Elends waren aus ihrer Stimme ebenso herauszuhören wie das Bitten, ja Flehen um Befreiung vom "morte aeterna", dem ewigen Tod. Zusammen mit den Chören gelangen hier unter Leitung von David Dehn innigste Wendungen.

Vielleicht noch eine Messlatte höher steht das aufwühlende War Requiem von Benjamin Britten, dessen Sopranpartie für die russische Starsängerin Galina Vishnevskaya konzipiert war (Gattin des Cellisten Rostropowitsch). Die Schwäbische Post bemerkt:
Kein Wunder, dass das "Dies irae, dies illa" ("Tag des Zornes, Tag der Klage") einen zentralen Stellenwert in Brittens Großwerk einnimmt und Owens Dichtung und der Text der Totenmesse kunstvoll miteinander verschränkt werden bis zum schmerzlich berührenden Zwiegespräch zwischen der glockenrein den Text ziselierenden Sopranistin Lydia Zborschil und dem großen Chor im "Lacrimosa dies illa" (Tag der Tränen).
Und die Bietigheimer Zeitung sekundiert:
Vorne agiert der große Chor mit der die hohen Anforderungen Brittens bemerkenswert umsetzenden Sopranistin Lydia Zborschil und das große Orchester.

Das Deutsche Requiem von Johannes Brahms ist am Karfreitag 1868 im Bremer Dom tatsächlich ohne den Satz mit dem Sopran-Solo uraufgeführt worden. Stattdessen sang die große Sängerin Amalie Joachim (assistiert von dem "Mann an ihrer Seite", dem großen Geiger Joseph Joachim) "Ich weiß, dass mein Erlöser lebt" von Händel. Brahms erkannte wohl, dass der Trost, den sein Werk spendet, ohne Frauenstimme unvollkommen ist und dass ein authentischer Brahms-Satz dafür besser ist als eine Händel-Arie, selbst wenn es die aus dem Messias ist. Also haben seither die Sopranistinnen diesen in jeder Hinsicht herausfordernden Auftrag zu "trösten, wie einen seine Mutter tröstet". Wenn Lydia Zborschil sich dieser Aufgabe stellen darf, kann passieren, was das Offenburger Tagblatt am 24.11. 2009 festgehalten hat:
Ein glänzender Höhepunkt war Teil V "Ihr habt nun Traurigkeit". Lydia Zborschil setzte in warmem Piano ein und stieg in fesselnder Steigerung in die Höhe sieghafter Gewissheit: "Ich habe großen Trost gefunden". Wie sie über dem Chor und Orchester stand, war großartig. Wie wenn sie die anderen mitgerissen hätte, folgten in Satz VI die flüssige Chorfuge, das mächtige Baritonsolo und das Sechzehntelgewitter der Streicher, wenn die Toten aus den Gräbern gerufen werden. .... Vier Applausrunden waren fällig, und die waren so laut, daß man die hineingerufenen Bravos fast nicht hörte."
Und auch das Schwäbische Tagblatt konstatierte am 19.2.2008:
Lydia Zborschil war die Idealbesetzung für das Sopran-Solo "Ihr habt nun Traurigkeit". Die Trossinger Gesangsdozentin ließ in der Höhe wunderschöne Töne aufblühen. Mit ihrem hohen b öffneten sich noch einmal ganz neue Räume voller Trost und Verheißung.
Aller guten Dinge sind drei. Das Haller Tagblatt meinte schon im November 2007 zum selben Satz:
Lydia Zborschil sang diesen zentralen, bewegenden Tiel des Werks wundervoll ruhig und mit einem zauberhaft leisen, warmen Ton auch in hohen Lagen.
Aber auch für die ursprüngliche Bremer Variante wäre sie richtig am Platz gewesen, wie die Schwäbische Post im November 2006 belegt:
"Ich weiß, daß mein Erlöser lebet" singt überzeugend und mit viel Würde die Sopranistin Lydia Zborschil. Sehr leicht und einfühlsam wirkt ihre Stimme.

Felix Mendelssohn Bartholdy ist spätestens mit seinem Jubiläumsjahr 2009 endgültig wieder in die vorderste Reihe der Beliebtheit gerückt (aus der ihn bösartige Antisemiten verdrängt hatten). Sind seine Solopartien nun mehr nach Bach und Händel zu besetzen oder mehr nach Brahms und Verdi? Bei Lydia Zborschil stellt sich diese Alternative nicht, wie eine Passage aus den Erlanger Nachrichten vom 27.1.2009 belegt:
Ganz leise fängt der Chor der Universität Erlangen-Nürnberg und der Kantorei Ellwangen mit dem 42. Psalm an: Feine Stimmen setzen ein, gewinnen an Dynamik und werden von Dirigent Reinhard Krämer wieder gedämpft, sobald die Sopranistin Lydia Zborschil erklingt. Ihre lyrische Stimme bringt ein Kirchenschiff von über 40 Meter Länge zum Klingen: warm und leicht, zart und in Windeseile die höchsten Töne erklimmend. Wenn man so etwas hört, kann man sich den Weg ins nächste Opernhaus getrost sparen.
Im selben Programm erklang auch die herrliche Lobgesang-Sinfonie. Zur ersten Aufführung in Ellwangen bemerkte die Schwäbische Post am 27.1.2009:
Die Sopranistin Lydia Zborschil überzeugte mit hohem musikalischen Gestaltungsvermögen in den Kantilenen des Adagio und textausdeutend in den Rezitativen. Ihre Stimme war raumfüllend ohne zu forcieren und mühelos auch in den hohen Lagen. Wohltuend das werkdienende Musizieren von Solo-Sopran und Frauenchor.

Durchaus opernhaft - für die damaligen Zeiten - sind auch die Solopartien in Haydns allfälliger Schöpfung geraten, ein Evergreen trotz für heutige Verhältnisse unerträglichem Geschlechter-Rollenspiel (3. Teil). Aber offensichtlich vermochte Lydia Zborschil des Librettisten Absicht auszuhebeln und Adam zum "Mann an ihrer Seite" zu degradieren, wenn die Leonberger Zeitung im November 2011 feststellt:
Die Sopranistin Lydia Zborschil verlieh den opernhaften Passagen die notwendige, glanzvolle Koloraturqualität, ohne dabei die leisen und innigen Töne zu vernachlässigen, die bei einem Oratorium so wichtig sind. Diese Feinheiten und zarten Töne waren in den Duetten gefragt: sie als Eva mit dem Bass Thomas Pfeiffer, der ihr im dritten Teil des Oratoriums als Adam zur Seite stand.

Große Sachen mit Orchester zu singen ist eine Sache, ein anspruchsvolles Programm nur mit Stimme und Orgel zu gestalten, verlangt spezielle Qualitäten, über die Lydia Zborschil voll verfügt, wie ein Bericht aus dem Schwäbischen Tagblatt vom 21.9.2010 zeigt:
Die Stuttgarter Sopranistin Lydia Zborschil sang mit geradezu entrückender Intensität. Ihre Höhe öffnete sich gleißend, breitete sich von der Orgelempore im Kirchenraum aus, schien das Gewölbe bis in die hintersten Winkel zu erleuchten. .... In den drei biblischen Gesängen "Erforsche mich, Gott" von Harald Genzmer zeigte sich Zborschils Opernerfahrung: Weitgehend unbegleitet, ständig in die Höhe hinaufspringend, trug ihr Sopran in jeder Dynamik ohne Spannung, Schärfen oder Enge. Eine betörende, jubilierende Höhe, so ekstatisch wie inniglich, immer rund geschwungen. .... Zwischen Mendelssohns Präludium und Fuge op. 37 war dessen Geistliches Lied "Doch der Herr" op. 112/1 eingefügt. Hier war Zborschils Timbre mädchenhaft anmutig. .... Rheinbergers "Osterlied" mit aufsteigender Lerche und ersten Blüten wirkte etwas unzeitgemäß, war aber die theologische Antwort auf das Wochenlied "O Tod, wo ist dein Stachel nun" - nämlich die Hoffnung auf Auferstehung. Zborschil verband Liedhaftes und Arioses trotz großem Stimmvolumen zu einer andächtigen Innerlichkeit. .... Dagegen hatte das "Abendlied" des 1917 verstorbenen Erlanger Kirchenmusik-Professors Elias Oechsler eine ergreifende Schlichtheit. Zborschil rührte mit glockig gewölbtem Klang zu Tränen. ..."

Nun, manche Leuten, genieren sich ja immer noch, wenn sie zu Tränen gerührt werden. Dann sagen wir halt statt dessen: "Da bekommt man eine Gänsehaut" (was keiner sieht). Jedenfalls empfiehlt völlig ungeniert als Sängerin für alle künstlerischen Lebenslagen“

Prof. Dr. Konrad Klek
Universitätsmusikdirektor zu Erlangen